»TrommelPower« – Entwicklungen 2016/17

Auch im Jahr 2017 zeigen die Erfahrungender Arbeitsgruppe Prävention am Institut für Musiktherapie und verschiedene Berichte von Kolleginnen und Kollegen, dass sich das »TrommelPower«-Projektmodell als fundierte musiktherapeutische Methode in unterschiedlichen präventiven und therapeutischen Kontexten bewährt und von den Absolventen der Weiterbildung in neuen Praxisfeldern erfolgreich erprobt wird.

Anwendungen
Zu den aus dem Bericht von 2015/16 bekannten Projektinitiativen in Erlangen, Hamburg, Wolfratshausen und München fanden 2017 an verschiedenen Schulen neue Projektinitiativen statt, beispielsweise im Raum Landshut, im Großraum München oder auch in Bern in der Schweiz.

Einen besonderen Schwerpunkt für das Institut bildete auch in diesem Jahr die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. An der Schule des Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch konnte in enger Kooperation mit den Lehrkräften ein längeres TrommelPower-Projekt durchgeführt werden.

Neue Erfahrungen konnten wir in diesem Jahr bei einem Integrationsprojekt mit einer Grundschulklasse und einer Förderklasse in München sammeln. Obwohl beide Schularten in einem Schulgebäude sind, gibt es im Schulalltag wenig Überschneidungen und Begegnungen unter den Schülern. Das neue Projektformat mit zwei Klassen wurde vor allem unter dem Aspekt der Kooperation, der Integration und der Begegnung mit Fremden initiiert. Im Verlauf zeigte sich, dass Musik Brücken bauen kann und es den Schülern leicht macht Gemeinsames zu erleben. Es zeigte auch, dass Begegnung und Integration Zeit brauchen und den Wunsch, Fremdheit und Grenzen zu überwinden. Da dies im Alltag oft fehlt, erfordert es besondere Gelegenheiten für Begegnung. Das TrommelPower-Projekt öffnete beim gemeinsamen Spiel einige Türen, wie man sehr schön in der Abschlussperformance sehen konnte.

TrommelPower-Integrationsprojekt München

In der Weiterführung des Kooperationsprojekts mit den Münchner Philharmonikern entstand in einer 2. Klasse der Grundschule an der Flurstraße in München ein sehr schönes Projekt zum Thema Ausschluss und Integration.

Nach der Inszenierung einer Ausschlusssituation mit verschiedenen (Trommel-)gruppen erfanden die Schüler mit den Trainern zwei Lieder, in denen zuerst der Ausgeschlossene von seiner Traurigkeit und Einsamkeit singt und dann im zweiten Lied die Gruppe Mitgefühl entwickelt und ihn einlädt wieder dabei zu sein. Die Lieder sind durch ihre besondere musikalische Gestaltung, unterstützt von den Klavier- und Cello-Klängen der Musiker, sehr einfühlsam und berührend. Die Kinder und das Publikum waren begeistert.

Das Stück wurde in der Black Box des Gasteigs in München aufgeführt. Aktuell findet ein weiteres Kooperationsprojekt mit den Münchner Philharmonikern an der Grundschule an der Flurstraße statt, gefördert durch das Programm Kunst und Spiele der Robert Bosch-Stiftung und der Stiftung Brandenburger Tor.

Kooperationsprojekt mit den Münchner Philharmonikern



Für das Jahr 2018 plant die Arbeitsgruppe Prävention des Instituts für Musiktherapie weitere Projekte an verschiedenen Schulen, in der Arbeit mit Flüchtlingen und in Zusammenarbeit mit den Münchner Philharmonikern.

Weiterbildung
2017 wurden zwei Zusatzqualifikationen abgeschlossen. Die Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen pädagogischen und therapeutischen Bereichen entwickelten in ihren Abschlussarbeiten unter anderem kontextspezifische Anwendungskonzepte für das TrommelPower-Projekt im Mittel- und Grundschulbereich, in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge und für die klinische Arbeit im Bereich Kinder-Jugendpsychiatrie und der Psychosomatik. Diese reflektierte Gestaltung des TrommelPower-Konzepts entsprechend des Kontexts der jeweiligen Praxisfelder zeigt eindrucksvoll die flexible methodische Anwendbarkeit des Projektmodells mit verschiedenen Zielgruppen.

TrommelPower-Zusatzqualifikation 2017



Eine besondere Wirkung zeigen die TrommelPower-Projekte im Rahmen von psychosomatischen Kliniken, in denen sich dieser themenzentrierte Ansatz als effektiver Zugang zu verborgenen Hintergrundthemen der Patienten erweist, der gleichzeitig durch seine Projektorientierung den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Lösungen legt.

Dadurch entstehen hilfreiche Wechselwirkungen zwischen themenfokussierter Arbeit in den Projekten und therapeutischer Durcharbeitung in den regulären psychotherapeutischen Angeboten.

In der internationalen Weiterbildungsgruppe ist die Anwendung des Projektmodells im Rahmen eines öffentlich sehr gut geförderten musiktherapeutischen Programms für Flüchtlinge in Luxemburg hervorzuheben. Unterschiede und Übergänge zwischen dem gruppentherapeutischen Ansatz des TrommelPower-Projektmodells und der einzeltherapeutischen Förderung von in ihrer Heimat und auf der Flucht traumatisierten Menschen wurden sorgfältig herausgearbeitet.

DrumPower-Zusatzqualifikation international 2017



Für das kommende Jahr ist eine DrumPower-Zusatzqualifikation in Schweden geplant.
Außerdem geben wir an der Züricher Hochschule der Künste zwei Seminare zur Einführung in das Thema Gewaltprävention mit Musik und in das TrommelPower-Projekt. Die nächste Zusatzqualifikation am Institut für Musiktherapie des Freien Musikzentrums in München ist für 2019 geplant.

Wissenschaftlicher Diskurs
In den Jahren 2016 und 2017 wurde die TrommelPower-Projektmethode auf verschiedenen Fachkongressen vorgestellt und diskutiert. Auf dem „3. Internationalen Symposium für Musiktherapie mit Jugendlichen“ in Edinburgh wurden die besonderen Wirk- und Einflussfaktoren der Projektmethode mit Fokus auf die Entwicklung erörtert. Auf dem Europäischen Musiktherapie-Kongress in Wien wurden die Grundlagen der Methode dargestellt und in einem Workshop praktische Anwendungsmöglichkeiten vermittelt. 2017 wurde die Projektmethode in Zürich im Rahmen der Fachtagung und auf dem 4. Internationalen Symposium für Musiktherapie mit Jugendlichen in München vorgestellt und diskutiert.



4th Symposium on Music Therapy and Adolescents at 28th and 29th of November 2017
(Katrina McFerran, Melbourne, Andreas Wölfl, Munich, Évi Forgó Baer, Zürich, Henrike Roisch, Munich, Giulia Fedrigo, Verona, Suvi Saarikallio, Jyväskylä, Philippa Derrington Edinburgh, Viggo Krüger, Bergen)

Begleitend zu den laufenden Projekten fand in der Arbeitsgruppe Prävention ein lebendiger Diskurs über die Methodik, Theorie und Forschung in den verschiedenen Praxisfeldern statt, die in verschiedenen Veröffentlichungen zum Ausdruck kommen:

• Roisch, H. Westphäling, D. Maier, S., Neumann, N., Hirnschall, C. (2017): TrommelPower gegen Gewalt – Gewaltprävention, soziale Integration und Persönlichkeitsförderung mit Musik. In: MuG Musik und Gesundsein, 12/2017, 18-21.
  
  
• Westphäling, D. & Wölfl, A. (2017): Trommelpower mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einer Übergangseinrichtung der Stadt München - Erfahrungen und Eindrücke. In: Timmermann, T.; Schmidt, H-U (Hg.): Förderung von Kindern und Jugendlichen durch musiktherapeutische Vorgehensweisen. Wiesbaden: Reichert, 125-131.
  
  
• Wölfl, A. (2017): Gewaltprävention mit Musik – Grundlegende Gedanken zu musiktherapeutischen Möglichkeiten der Gewaltprävention. In: MuG Musik und Gesundsein 32/2017, 14-17.
  
  
• Wölfl, A. (2017): Musik und Gewalt: musiktherapeutische Gewaltprävention. In: Timmermann, T.; Schmidt, H-U (Hg.): Förderung von Kindern und Jugendlichen durch musiktherapeutische Vorgehensweisen. Wiesbaden: Reichert, 85-124.
  

Neue Erkenntnisse in Theoriebildung und Forschung konnten auch in verschiedenen Graduierungsarbeiten gewonnen werden, die auf verschiedene Aspekte der TrommelPower-Methode Bezug nehmen.

Fachliche Begleitung und Supervision
In sämtlichen Münchener Projekten findet fachliche Begleitung und Supervision statt; außerdem wird diese unter anderem für ein Gymnasium in Erlangen (Emmy-Noether-Gymnasium) und für die Anwendung in der Psychosomatik erbracht.

Förderung
TrommelPower-Projekte mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen können in der Regel nur Dank der Unterstützung und Förderung von Stiftungen und privater Sponsoren realisiert werden. Dafür gilt der Dank auch 2017 besonders der Barbara Weidinger Musikstiftung, dem Lions Club München Karl-Valentin, der Robert Bosch Stiftung und dem Kulturreferat München.